Ein Gastbeitrag von Volker Schöne
Meine
Meinung 2012
Ich habe keine Angst mehr!
In der letzten Woche wurde ich gefragt, wann denn
wieder mal was von mir erscheinen würde. Nun ja, das hatte ich so gar nicht
vor, geschweige daran gedacht. Denn grundsätzlich ist es ja so, wer bin ich
denn schon, um dies zu tun.
Heute musste ich mir eingestehen, besonders vor dem
Hintergrund der derzeitigen Berichterstattung, dass es Zeit ist, Bilanz zu ziehen.
Vor gut einem Jahr erschien der Artikel, Ich habe Angst.
Nicht im Traum war mit den Reaktionen zu rechnen, die darauf folgten. Ich musste tröpfchenweise erkennen, für viele
war es ein kleiner Hoffnungsschimmer. Es war ein ganz kleiner Beitrag.
Und was ist bis heute alles passiert?
Heute sind die
Menschen besser informiert und sie gehen immer mehr aufeinander zu. Sie
streiten sich weniger und sie verlieren immer mehr die anerzogene Angst. Denn
die Angst ist hier kontraproduktiv. Sie hilft uns Menschen nicht.
Das ist wichtig und ich kann es nur verkünden, ja es war ein
steiniger Weg. Ein Weg voller neuer Erkenntnisse. Ein Weg des Kennenlernens und
des Verabschiedens. Und noch nicht am Ende des Weges, aber am wichtigen
Meilenstein heute, steht keine Angst mehr, sondern Zuversicht.
Ich durfte in den letzten Monaten Menschen kennenlernen, die
mich sehr beeindruckt haben. Nun ist man geneigt, die Menschen näher zu
beschreiben, aus welcher Schicht oder Region oder Auffassung, Meinung, nein, das
will ich hier nicht tun. Warum? Es sind Menschen, die ich kennengelernt habe,
einfach Menschen und das sage ich in der Überzeugung, wie man sich einen
Menschen eben nur vorstellen kann. Mit allem was einen Menschen ausmacht.
Aber
eines hatten sie alle gemein, sie machen sich Gedanken um die Welt in der sie leben,
um ihr Land, ihre Region, ihre Nachbarn, Freunde und grundsätzlich über
Menschen. Menschen, die weniger beurteilen oder urteilen, sondern zuhören,
hinterfragen und nachdenken. Nicht vorgekaute Meinungen aufnehmen und hoffen,
dass alles noch lange genug gut ist und es einen selber nicht erwischt.
Menschen, die in ihrem Inneren Solidarität und Würde tragen und dies nicht nur
nach außen zeigen, sondern auch leben.
Menschen, die sich nicht nur um sich selbst und ihr
unmittelbares Umfeld sorgen, um den nächsten Kinobesuch oder Urlaub, sondern
die sich bewusst engagieren und ihren gesunden Menschenverstand und ihr
naturgegebenes Gerechtigkeitsempfinden nutzen, um ein besseres Leben, nicht nur
für sich selbst, zu erringen versuchen.
Menschen, die nicht umfallen oder Menschen die umfallen und
wieder aufstehen und sich trotzdem ihrer menschlichen Würde und jener Aufgabe
verpflichtet sehen. Meinen ganz großen Respekt und tiefe Verbeugung vor allen
diesen Menschen, die täglich mit dieser auferlegten Bürde leben und sie
menschlich und friedlich versuchen zu ändern.
Und dass das nicht einfach ist, durfte ich am eigenen Leib
erfahren. Wo sind wir zwischenzeitlich gelandet; wenn wir nicht schon immer da
waren?!
Ein guter Freund sagte, als er mit seinen Mannen seit 1984
begann, gegen das DDR-System aufzustehen, es wurden alle diejenigen, die
bekannt wurden, verfolgt und bezichtigt, Feinde des Sozialismus oder was noch
schlimmer wog, des Friedens zu sein. Ich weiß selber noch, wie durch Presse und
Machthaber und deren Helfer die Menschen verschrien und bezeichnet wurden, die
das Land besonders im Jahre 1989 verließen. Sie wurden als Verbrecher
dargestellt und mit obigen Namen bezeichnet.
So reagiert jemand, dem die Felle davon schwimmen, der keine Argumente
mehr hat. Wer im Unrecht ist, der schreit; das habe ich von meiner Großmutter
gelernt. Der schreit laut und der nutzt
selbstverständlich alles, was er zur Verfügung hat, um besonders laut zu sein,
dass ihn jeder hört.
Aber hören ist nicht gleich hinhören oder zuhören,
geschweige verstehen oder akzeptieren. Denn, und das ist das Schöne, hat jeder
Mensch eine Waffe bei sich, zu jeder Stunde zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das
ist der Kopf, den er auf den Schultern trägt. Nur es entscheidet jeder selbst,
ob diese individuelle Waffe geladen ist und was noch wichtiger ist, ob er sie
selbst geladen hat. Und das sind die einzigen Waffen, die wir als Menschen
brauchen. Und wenn wir das endlich verstanden, akzeptiert, verinnerlicht und
umgesetzt haben, dann braucht man auch keine Assoziation des Kopfes zur Vokabel
Waffe mehr.
Wenn ich mir den Text aus dem letzten Jahr erneut durchlese,
dann erinnere ich mich wieder, dass es für mich anfänglich immer befremdlich
gewesen war, dass der große Teil derer, die darauf reflektierten, sich eher an
den Bereinigungsgesetzen „hochgezogen“ haben, als an dem grundsätzlichen Text
vorne weg.
Stört es denn niemanden, dass dies eine Entwicklung zeichnet, die
bei fehlender Aufgabenwahrnehmung durch die Sicherheitskräfte und sagen wir
mal, der parallel laufenden Aufgabenveränderung derer obendrein, wir in eine
Zukunft steuern, die gelinde gesagt, etwas ungewiss ist, mit Richtung auf
Ordnung und Sicherheit?
Ist denn Ordnung und Sicherheit, und da betone ich Ordnung
und Sicherheit für alle, kein wichtiges Gut mehr, kein Bürgerrecht? Und wenn
jemand darauf aufmerksam macht, sich um die Ordnung und Sicherheit sorgt, mahnt
und nicht die virtuelle scheinbar bestehende, sondern die tatsächlich- realistische
Ordnung und Sicherheit, die, die tatsächlich, ungleich der Betrachtung der
Person, für jeden gilt, warum wird der diffamiert? Müssten nicht alle die, die
darauf geschworen haben, sich nicht das Wissen verschaffen, sondern auch darum
kümmern? Denn ist es nicht logisch, wenn Ordnung und Sicherheit löchrig wird
und wenn immer mehr Menschen aus jener entlassen werden, dass dies dann
irgendwann mal bei einem selbst landet? Auch wenn man versucht die Augen davor
zu verschließen?
Ich weiß, es gibt zuvor die kritische Masse, die das
verhindert, dass es jeden trifft, auch die, die dafür mitverantwortlich sind.
Und komme ich zurück, zu denen, die schon vor 1989 gemahnt
haben, das was nicht stimmt, wie sie geschmäht wurden und sie wurden als
Bürgerrechtler bezeichnet. Warum? Weil sie sich genau darum gesorgt haben, um
Bürger und deren Rechte, die waren keine rechten Bürger, ich glaube das ist
unstrittig, zumindest nach 23 Jahren. Heute ist das Wort oft aus dem täglichen
Sprachschatz verschwunden, warum, das wäre auch hierbei zu hinterfragen.
Ich
würde mal ketzerisch anmerken, wenn alles Friede-Freude-Eierkuchen ist, dann
brauchen wir auch keine Bürgerrechtler, denn die Bürger haben sämtliche Rechte
und der Staat der Bürger setzt sie in ihrem Sinne um. Und da bei uns hier alles
Friede-Freude-Eierkuchen ist, Ordnung und Sicherheit herrscht, kein oder kaum
Unterrichtsausfall an den Schulen herrscht, ausreichend Lehrer vorhanden sind,
der Schutzmann an der Ecke Respekt und Anerkennung seiner Schutzbefohlenen
Bürger verdient, da er jederzeit für sie da sein kann, sein Freund und Helfer
ist, wir Kultur für alle zugänglich machen und daran teilhaben lassen, wir niemals
auf die Idee kommen würden, über ESM zu sprechen und uns damit selbst was
vormachen, wir mit allen Menschen, auch außerhalb unserer Grenzen, friedlich
zusammen leben, sie nicht diskriminieren oder gar mit Soldaten „beglücken“, brauchen
wir natürlich auch niemanden, der unter keiner Definition oder der Definition
von Bürgerechtlern auf etwas Gegenteiliges hinweist.
Und da alte Parolen nicht mehr ziehen, dass man ein Feind
des Friedens ist, ein Feind der sozialistischen Gesellschaft oder ein Ketzer,
muss man auf etwas zurückgreifen, was einen differenten Terminus besitzt, aber
von seiner Wirkung her, das Gleiche vollziehen soll. Nämlich soziales
Ausgrenzen, Diffamierung, Abwenden, keine Solidarität, zu gut Deutsch: Hexenverfolgung.
Im Übrigen folgte eben diese auch dieser Grundstruktur.
Und auch auf die Gefahr,
dass ich mich wiederhole, so schrieb Heinrich Heine 1844; „und das man
einlullt, wenn es greit, das Volk, den großen Lümmel.“ Es ist interessant, wie
das früher und heute zutrifft, oder hatte Heine eine Glaskugel?
Und gerade vor dem Hintergrund, dass heute Menschen, die auf
Recht und Ordnung hinweisen, als Rechtsradikale beschimpft werden, betone ich weder
rechts noch radikal, definiert doch bitte das Wort. Denn ich bin nicht radikal
sondern ganz friedlich. Und rechts? Ich weiß zwar, was damit assoziiert werden
soll, aber grundlegend sind wir da schon wieder bei Beweisen auch bei rechts
oder eher bei Recht, ohne Füllbuchstabe.
Ist es Recht, dass ein Bürger dies für sich und seine
Mitbürger einfordert. Ist das Recht, ist das gerecht oder auch richtig? Ist ein
solcher dann rechts oder ein Rechter und wenn ja, was ist ein Rechter?
Darüber
machen sich zunehmend mehr Menschen Gedanken. Auf Produkten, die gekauft werden,
sollen immer mehr die Inhaltsstoffe stehen, ja das wird eingefordert, dann
bitte fordern wir auch eine Inhaltsangabe von Vokabeln ein, eine Definition an
der man sich konkret reiben kann, aber ist das gewollt? Wenn ja, dann die Waffe
benutzen, wenn nein, dann fragt sich, brauchen wir Bürger, die sich ums Recht
kümmern?
Und da ich so viele Menschen kennenlernen durfte, weiß ich,
wir brauchen sie, wir brauen sie für uns, wir brauchen uns für einander und es
werden mehr, die das sehen, verstehen und begreifen und es für ihre
Bürgerpflicht halten, zu handeln, und daraus schöpfe ich meine Zuversicht.
Und
hier noch mal, ich habe die Zuversicht, da nunmehr zunehmend die Angst des Einzelnen
immer mehr schwindet, weil er weiß und spürt, er ist nicht allein. Und liebe
Mitmenschen, dass ist es, was uns ausmacht, habt keine Angst, übt Solidarität,
seid friedlich, ruhig aber bestimmt und schöpft daraus Kraft und Zuversicht.
Mit freiheitlichen Grüßen
Volker Schöne
Vorstand DPHW
PS: Ich habe mich selbst autorisiert, ein Bild, wenn auch
schon bekannt, für diesen Artikel zu benutzten. Dabei kann ganz entscheidend
festgestellt werden, dass ich das jeweils nur zweimal getan habe; bei diesem
Artikel und bei dem vom September letzten Jahres. Alle Veröffentlichungen,
besonders in gewissen einschlägigen Printmedien, haben niemals eine
Autorisation erfahren. Und wenn man sich auch als jemand, der sich weniger für
das Recht interessiert, fragt, wie kann es denn sein, wenn diejenigen, die sich
erdreisten, die Moralkeule über andere zu schwingen, sich ganz gepflegt über
solche Grundsätzlichkeiten, die man gar nicht auf das Recht beziehen muss,
sondern nur auf Fairness und vor allem Anstand, verhalten. Dann wissen wir,
Anstand geht einher mit Wertschätzung. Wertschätzung anderen Menschen gegenüber,
auch wenn sie vielleicht eine differente Meinung haben sollten. Dann, so glaube
ich, ist einwandfrei erkennbar, wer sich da selbst deklassiert. Das bringt mich
dann zurück auf die entschwindenden Felle. Aber das wird dann eine längere
Geschichte, die wir uns hoffentlich bald in Freiheit erzählen können.